Die 27-jährige Holly Butcher stirbt in Australien an einer seltenen Knochenkrankheit. Über Facebook werden ihre letzten Worte verbreitet (stern.de am 11.01.2018). Womöglich werden Menschen im Angesicht des Todes hellsichtig.
Sie ist jung gestorben, mit 27 Jahren. Und sie wusste, dass sie sterben wird. Darum wollte sie Menschen etwas mitteilen, was über das soziale Netzwerk Facebook auch unsere Zeitungen erreichte. Die Australierin Holly Butcher litt an einer seltenen Knochenkrankheit und schreibt kurz vor ihren Tod: „Ich möchte nicht gehen. Ich liebe mein Leben“, schreibt sie. „Das Leben ist zerbrechlich, wertvoll. Jeder Tag ist ein Geschenk, nicht ein Recht.“ Man solle sich nicht über Unbedeutendes aufregen, über sein Aussehen, über Stress oder andere „Lächerlichkeiten“. Das alles spiele im Angesicht des Todes keine Rolle mehr.
Zum Schluss ihres Beitrags wird Frau Butcher grundsätzlich und schreibt: „Gebt, gebt, gebt“, fordert sie zur Großzügigkeit auf. „Es stimmt, dass man glücklicher wird, indem man Dinge für andere macht … Und sagt euren Lieben so oft ihr könnt, dass ihr sie liebt. Liebt sie mit allem, was ihr habt.“
Solche Worte haben wir vermutlich so oder ähnlich schon öfter gehört und innerlich zur Seite gelegt mit einem seufzenden: Ja, ich weiß doch. Aus dem Munde einer jung Sterbenden klingen die Worte aber besonders anrührend. Frau Butcher hatte sich Mitte Dezember gewünscht, noch einmal Weihnachten erleben zu dürfen. Das war ihr vergönnt. Sie starb Anfang Januar. Vor einigen Tagen wurden ihre Worte bei uns bekannt. Vor allem die leidenschaftlichen Schlussworte: „Gebt, gebt, gebt; es stimmt, dass man glücklicher wird, indem man Dinge für andere macht … Und sagt euren Lieben so oft ihr könnt, dass ihr sie liebt.“
Vielleicht ist es wirklich so, dass die Nähe des Todes hellsichtiger macht. Und man das Leben in einem anderen Licht sieht. Vorausgesetzt, man lässt sich vom Tod berühren und schaut nicht weg. „Wegschauen“ heißt hier: man flüchtet nicht wieder in Arbeit oder Späße oder andere Ablenkungen, sondern erinnert sich, dass auch wir bald oder demnächst sterben könnten. Und fragt sich dann bei den Worten der 27-jährigen: Lebe ich so, dass ich den Tod weniger fürchten muss?
Wer gibt, weiß sich getragen; muss nicht festhalten. Wer teilt, weiß sich aufgehoben bei seinen Nächsten und Gott. Warum sich klammern an etwas, was keinen Halt gibt, sondern nur so erscheint? So könnten wir die Worte der jungen Frau verstehen. Ordnet das Leben, auch wenn ihr jünger seid. Hinterlasst keinen Streit; dafür aber Liebe. Jeden Tag sollten wir uns erinnern, wie kostbar es ist, geben und lieben zu dürfen. Alle eure Dinge, bittet der Apostel Paulus (1. Korinther 16,14), lasst in der Liebe geschehen. Damit man sich an uns erinnert als die, die sich um Liebe bemüht haben.
Wer liebt, wird getragen. Von Gott, der die Liebe ist.
(foto pensieriparole.it text fm nach buhv.de)
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Was bereuen wir, wenn unser Leben zu Ende geht? Eine Palliativpflegerin, die viele Menschen am Sterbebett bis zum Tod begleitete, hat darüber ein Buch geschrieben.