WEIHNACHTEN – ZUHAUSE BEI GOTT
Wohl kaum ein Tag im Jahr ist mit so vielen Erinnerungen und Gefühlen behaftet wie der Heilige Abend. Da werden Erinnerungen wach an die Weihnachtsfeste zu Hause, mit Eltern und Geschwistern. Die Spannung war kaum noch auszugehalten, bis das Glöckchen geklingelt hat und die Tür zum Weihnachtszimmer aufgegangen ist.
Für viele Menschen ist der Heilige Abend der Inbegriff von Familie, Heimat, von Zuhause-Sein. Viele Menschen in Heimen feiern wir den Heiligen Abend nicht im eigenen Zuhause, nicht die eigene Wohnung, nicht das eigene Haus. Einsamen Menschen fällt es schwer nicht mehr zu Hause zu sein. Eben weil es früher so schön war. Eben weil es das Zuhause war, in dem man sich wohl und geborgen fühlte. So ähnlich fühlen auch die vielen anderen Men¬schen auch, die heute Abend nicht zu Hause sein können, zum Beispiel die, die heute im Krankenhaus sein müssen.
Ein altes Volkslied bringt genau dieses Gefühl zum Ausdruck:
Wenn ich den Wandrer frage
Wo kommst du her?
Von Hause, von Hause spricht er
und seufzet schwer.
Wenn ich den Wanderer frage:
Wo gehst du hin?
Nach Hause, nach Hause,
Spricht er mit frohem Sinn
Wenn ich den Wandrer frage:
Wo blüht dein Glück?
Im Hause, im Hause,
Spricht er mit feuchtem Blick.
Und wenn er mich nun fraget:
Was drückt dich schwer?
Ich kann nicht nach Hause
Hab keine Heimat mehr
(Text: Hermann von Hermannsthal – 1837)
Auch Maria und Josef waren an Weihnachten nicht zu Hause. Sie verbrachten die Heilige Nacht in der Fremde. Sie hatten einen weiten Weg hinter sich. Endlich in Bethlehem angekommen, fanden sie keinen Platz in der Herberge, wie Lukas erzählt. Nur eine Notunterkunft wurde ihnen angeboten. Und dort wurde Jesus dann geboren. Eine Futterkrippe diente als Kinderbett.Sicher hätten sich Maria und Josef die Geburt ihres Kindes auch anders vorgestellt und gewünscht: Zu Hause, in der vertrauten Umgebung, in der man sich auskennt, sich sicher und geborgen fühlt.Die äußeren Umstände der Heiligen Nacht war für die junge Familie eher widrig und alles andere als einladend und anheimelnd.
Und doch war diese Nacht damals schön, sie war hell und warm. Die, die gekommen waren, um das neugeborene Kind zu begrüßen, fühlten sich heimisch und geborgen, obwohl sie nicht zu Hause waren.
Die Heilige Nacht war schön, weil Gott in dieser Nacht auf die Erde kam. Er wurde Mensch, damit wir Menschen bei ihm zu Hause seien. Und die, die dort waren im Stall von Bethlehem, die spürten das: In diesem Kind hat der Himmel die Erde berührt. Jetzt wohnt Gott unter uns Menschen.
Damals, in der Heiligen Nacht, hat Gott gezeigt, wo er zu Hause sein möchte. Und das gilt heute noch genauso. Nicht weit weg von uns Menschen will Gott zu Hause sein, sondern mitten unter uns. An unserer Seite will er sein und uns begleiten auf den Wegen, die wir gehen. An jedem Ort und zu jeder Zeit, ob wir nun in unserem vertrauten Zuhause sind oder nicht. Es ist sogar so: Wo wir an das Kind in der Krippe glauben, dort ist unser Zuhause. Dort können wir uns heimisch und beheimatet wissen. Ganz egal, wo und an welchem Ort wir sind.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie das an diesem Weihnachtsfest spüren: Wo immer ich auch bin, ist Gott schon da. Denn: Weihnachten, das bedeutet: Gott wird Mensch, damit der Mensch ein Zuhause hat bei Gott. (fm)