In Gesellschaft und Politik wird weniger diskutiert, dafür immer mehr gepöbelt. Diese besondere Form des Schimpfens spielt gerade im Wahlkampf der USA eine Rolle; in Deutschland geht es ähnlich zu. Ein schlimmer Fehler, sagt Jesus, der auf die zurückfallen wird, die ihn begehen.
Es gibt etwas Neues. In der Gesellschaft und auch in der Politik. Ich meine das Pöbeln. Wo immer Wahlkampf ist, wird mehr gepöbelt als diskutiert. Die anderen wirken wie Feinde, denen man es mal so richtig zeigen muss. In Amerika, auf dem Weg zur Präsidentenwahl, beschimpfen sich ein Mann und eine Frau ständig als Lügner. Manchmal auch als Kranke, die dem Amt nicht gewachsen seien. In Deutschland gibt es angeblich eine Lügenpresse; Politiker heißen dann auch mal Volksverräter; oder Menschen, die ihre Kritik anmelden sind dann „das Pack“. Wer sich nicht die Mühe macht nachzudenken und seine Argumente sachlich und kritisch vortragen will, der geht den einfachen Weg, beleidigt, unterstellt und wertet den anderen ab. In der Demokratie soll es auch fair bleiben, Demokratie ist nicht die Macht der Mehrheit über die Minderheit. Die 51%, die eine poltische Mehrheit errungen haben, meinen die 49% müssen sich unterwerfen. Demokratie soll auch einen fairen Interessenausgleich ermöglichen und Minderheitsstimmen nicht unterdrücken.
Was in der Politik zunimmt, gibt es in der Gesellschaft und in den sozialen Netzwerken schon länger: mehr Schimpfen als Diskutieren, mehr Verachten als Auseinandersetzen. Und alle Pöbler haben ihre Anhänger. Fällt ein Schimpfwort, klatschen oder johlen sie laut. Weil andere ja dumm sind oder bösartig. Nur eigene Leute sind gut. Andere sind so schlecht, dass man sie beschimpfen kann. Ganz gleich, ob der Vorwurf stimmt oder nicht. Wer pöbelt, will nicht mehr denken. Dafür aber Stimmung machen. Alle sind schlimm. Angeblich. Nur wir sind gut.
Das kann nicht stimmen. Und hilft natürlich nur dem, der wütend ist. Wer schimpft, will nämlich keinen Inhalt mehr und keine Fakten. Wer schimpft, hat Recht. Meint er oder sie. Man hört nicht mehr zu, weil die mit der anderen Meinung sowieso lügen. Meint man. Und fühlt sich wohl in der eigenen Welt. In der nichts gilt außer der eigenen Stimmung. Weil der andere falsch liegt. Und lügt. Angeblich. Nur man selbst ist richtig. Wie peinlich das ist. Dafür ist es bequem. Wenn es nächstes Jahr in den Wahlkampf für die Bundestagswahl 21017 geht, werden wir diese Art der Auseinandersetzung wohl noch zur Genüge und bis zur Unerträglichkeit vorgeführt bekommen.
Und darum geht es. Denken und Handeln sollen bequem sein. Was es nicht ist. Was es nie war und nie sein wird. Denken ist unbequem. Jeden Tag. Heute kann richtig sein, was morgen nicht mehr hilft. Was jahrelang falsch war, ist auf einmal gut. Wer da bequem denkt, wer es immer nur einfach haben will, macht einen schlimmen Fehler. Bald fällt dieser Fehler auf mich zurück. Wenn ich dann mal zögere, nicht genau weiß oder Fehler mache, kommt einer daher und pöbelt mich an. Dann werde ich beschimpft in dem Maß, das ich vorher selbst angelegt habe, wie Jesus sagt (Matthäus 7,2). Niemand schont mich dann. Keiner macht sich die Mühe, bei mir genau hinzusehen und hinzuhören. Ich werde dann verachtet, wie ich verächtlich war zu anderen. Das darf nicht sein.
Leisten Sie sich immer viel Zeit und Nachdenken. Wägen Sie in Ruhe ab und schauen Sie hinter die Kulissen. Hören Sie genau hin und achten auch Meinungen, die Sie nicht teilen oder für verkehrt halten. Und verzichten Sie bei allem Streit im Alltag möglichst auf schnelle Urteile und falsche Vorwürfe. Gott wird es Ihnen lohnen. Er lohnt alles Gute.
(foto Politikkritik.de text fm nach mbecker.buhv.de)