Karnevalisten sind schon ein verrücktes Völkchen. Wenn es darum geht, andere durch den Kakao zu ziehen, sind sie wahre Spaßvögel. Schluss mit lustig ist, wenn es um die eigene Traditionspflege geht. So wird das karnevalistische Selbstverständnis seit jeher Stachel im Fleisch der Obrigkeit zu sein, immer wieder mit großem Ernst vorgetragen. Der Aachener Karnevalsverein verleiht jedes Jahr „den Orden wider den tierischen Ernst“, das lässt aber eher vermuten, dass doch die lange Tradition des Anbandelns mit den Meinungsführern und Mächtigen fortgesetzt wird.
Am 10.Februar 1823, vor 195 Jahren, fand in Köln der erste Rosenmontagszug durch die Stadt statt. Nach Jahren napoleonischer Besatzung stand die Stadt nun unter dem Regiment Preußens. Die Herren Meinungsführer und Mächtigen von Köln beschlossen, das Vergnügen unter ihre Führung zu bringen. Für die Verschwisterung von Herrschenden und Beherrschten ist die Narrenkappe ein Musterbeispiel. Nach dem Motto „Gleiche Brüder – gleiche Kappen!“ konnten auch die Soldaten des Garnisons-Musikkorps mit laufen und sie mussten sich nicht einmal verkleiden. Natürlich haben die närrisch Uniformierten das preußische Militär parodiert und nach 1848 waren die Umzüge politisch höchst verdächtig.
Heute sind die Motivwagen nicht immer politisch korrekt, aber das müssen sich Politiker schon gefallen lassen. Grund zur närrischen Kritik gibt es mehr als genug. Wenn es den Leuten gut geht, haben sie Grund zu feiern; wenn es ihnen schlecht geht, feiern sie erst recht.
(Foto aus anno domini 2018 text fm nach s. klinkhammer)