Schulfach Glück

Kann man lernen glücklich zu werden?

Jetzt beginnen die Winterferien, wohl verdient von Lehrern und Schülern. Immer wieder sprechen Eltern und Lehrer „Vom Ernst des Lebens“, wenn sie die Schule meinen. Kein Wunder, dass den Kindern schnell die Freude an der Schule und am Lernen vergeht. Leistungserwartung und die Sorge der Eltern, dass ihre Kinder gut mitkommen, setzen die Kinder unter enormen Druck. Nach einer Schülerumfrage haben Kinder Angst vor der Schule. Am wohlsten fühlen sich die Kinder in den Ferien, am wenigsten glücklich sind sie beim Zahnarzt und eben in der Schule.

An der Heidelberger Willy-Hellpach-Schule hat der Schulleiter Ernst Fritz-Schubert für die zweijährige Berufsfachschule und im Wirtschaftsgymnasium das Schulfach „Glück“ entworfen. Das baden-württembergische Kultusministerium hat das Schulprojekt unterstützt. Das Schulfach „Glück“ soll den Schülerinnen und Schülern helfen „Lebenskompetenz“ zu erwerben. Für die Gymnasiasten kann es sogar ein mündliches Prüfungsfach im Abitur ersetzen. Alle betonen, der Unterricht solle „wieder Bildung im ursprünglichen Sinn“ vermitteln. „Und dazu gehört unbedingt die Fähigkeit, Glück empfinden zu können“, sagt der Schulleiter. Über dieses in Deutschland bisher einzigartige Schulprojekt hat der Direktor das Buch „Schulfach Glück“ geschrieben und zur Nachahmung empfohlen.


Aber was ist Glück überhaupt? Kann man lernen glücklich zu sein? Und das noch in der Schule? Glück hat im weitesten Sinn etwas mit Wohlbefinden an Leib und Seele zu tun.  „Ich bin glücklich, wenn ich Menschen finde, die meine Interessen teilen. In einer guten Gemeinschaft fühle ich mich eben wohl“, sagt Glücks-Schüler Max, 18. „Ich bin glücklich, wenn ich mich körperlich fit fühle“, sagt Janina. So geht es weiter: Geborgenheit, Gemeinschaft, Fitness – kein Wort von Shopping, Party, Ballermann.

Die Schüler, und das ist die gute Nachricht, brennen darauf, neue Erfahrungen zu machen. Die bisherige Schulpraxis will junge Menschen beruflich qualifizieren. Aber Reflexionsvermögen, seelische und körperliche Gesundheit, Kultivierung und eben Lebenskompetenz ist oft Fehlanzeige. All diese Dinge haben in der Schule keinen Platz, weil keine Zeit. Die Schule muss mehr sein als eine Qualifizierungsanstalt. Das Fach „Glück“ setzt auf den ganzheitlichen Ansatz mit zentrale Bausteinen: Seele und Körper, Motivation und Leistungsorientierung und Sozialkompetenz. Die Praxiserfahrung hat gezeigt, dass diese Bausteine auch in der Schule vermittelt werden können.

Das Schulfach Religion könnte eine Hilfe sein Glück wahrzunehmen. Alles im Leben kann zum Glück beitragen, wenn Menschen es lernen Ihr Leben eigenverantwortlich zu gestalten. Lebensglück ist kein Zufallsprodukt und fällt auch nicht vom Himmel.

In unseren Kirchen und Gemeinden, in den Gottesdiensten und bei den Konfirmandennachmittagen wäre es eine dem Evangelium entsprechende Aufgabe miteinander zu lernen glücklich zu werden. Die Voraussetzungen sind günstig, denn Gott will, dass wir das Leben in seiner ganzen Fülle glücklich genießen.

(foto evidero.de text fm)

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