Gedanken zum Reformationstag
Für viele klingt auch am diesjährigen Reformationstag das 500-jährige Reformationsjubiläum noch nach, das mit vielen kreativen Ideen an vielen unterschiedlichen Orten gefeiert wurde – im ganzen Land.
Viele Köpfe und Hände haben mitgewirkt und ein vielfältiges Jubiläumsprogramm auf die Beine gestellt.
Dabei haben sich religiöse, geschichtliche, kulturelle und gesellschaftliche Themen ergänzt.
Während des stimmungsvollen Reformationssommers 2017 hat man beispielsweise auf vielen Straßen und Plätzen gespürt: Reformation ist nicht allein ein kirchliches Fest, sondern eine gesellschaftliche Lebensader. Eine Gesellschaft, die lebendig bleiben will, bedarf stets der Reformen und des Wandels.
Es kommt auch heute darauf an, dass eine lebendige Gesellschaft ihre tragenden Pfeiler in Erinnerung behält. Jedes Jahr aufs Neue erinnert das Reformationsfest an einen besonderen Grundsatz des gemeinsamen Lebens: Nicht alles ist käuflich! Nicht alles ist für Geld zu haben!
In seinen 95 Thesen – am 31. Oktober 1517 öffentlich ausgehängt – drückt es Martin Luther mit diesen Worten aus: „Jeder wahre Christ, ob lebend oder tot, hat, ihm von Gott geschenkt, teil an allen Gütern Christi und der Kirche. Gott gewährt ihm dies auch ohne Ablassbriefe.“
Die Welt hat sich in den 500 Jahren seit Luthers Reformation geändert – aber nicht der Mensch an sich. Gegen das Geschäft mit der Angst und dem Ablass hat Luther gekämpft. Heute wird mit Angst Politik gemacht, es wird Menschen ein schlechtes Gewissen eingeredet, es werden Steuern erhoben, die wie ein Ablass wirken sollen. Wer eine andere als vorgegebene Meinung hat, wird wie ein Ketzer behandelt.
Das Entscheidende aber im Leben ist nicht für Geld zu haben: sei es Freundschaft, Solidarität, Heimat, Geschichte oder Gesundheit. Das Wichtigste im Leben wird vom Himmel geschenkt. Die Freiheit des Gewissens und des Glaubens zu verteidigen, das sind zentrale Botschaften des Reformationsfestes auch in diesem Jahr.
In Erinnerung an die Reformation wird der Blick frei auf einen wichtigen Pfeiler einer lebens- und liebenswerten Gesellschaft: Wir sind immer auch Beschenkte, die aus der Freude und Freiheit des Glaubens heraus bereit sein können abzugeben und zu teilen.
(Foto timeanddate.de Text F.Müller Der Text ist die persönliche Meinung des Verfassers.)