Menschen die Angst nehmen

Ein großer Tag und ein großer Augenblick in einer Schule in New: Einem Menschen wird die Angst genommen.

Es ist sein großer Tag. Aber Jack hat Angst. Jack ist Autist, eine Krankheit, die das uns vertraute soziale Verhalten einschränkt und verändert. Bei Jack ist es vor allem Angst vor vielen Geräuschen.

Aber vor einer Woche war sein großer Tag. Er bekommt endlich das Abschlusszeugnis seiner Schule. Auch Jack hat alle Prüfungen bestanden. In einer großen Halle mit vielen Schülerinnen und Schülern, mit Eltern und Freunden werden die Zeugnisse ausgegeben und Glückwünsche ausgesprochen. Als dann Jacks Name aufgerufen wird, geht er sehr langsam zur Bühne und hält sich seine Ohren fest zu. Als er aber beim Direktor angekommen ist und sich zu den Menschen hin umdreht, klatschen die gar nicht. Sie tun es lautlos, deuten ein Klatschen nur an, erheben sich aber von ihren Plätzen. Manche winken Jack zu. Ganz leise geht das alles vonstatten.

Jack kann seine Hände von den Ohren nehmen. Er hatte nämlich auch nicht gehört, wie der Direktor zuvor alle gebeten hatte, ausnahmsweise einmal ganz still zu sein.

Es ist ein großer Augenblick und ein großer Tag für Jack und seine Familie; ein großer Tag auch für die Schule. Menschen erkennen die Not eines anderen. Und stellen sich darauf ein. Das ist möglich, passiert aber leider nicht jeden Tag. Der Direktor freut sich für Jack, für dessen Familie und ist dankbar für das Empfinden der Menschen in der großen Halle. Der örtlichen Zeitung sagt er: „Ich glaube an das Mitgefühl.

Auch das ist ja Mitgefühl: einem Menschen die Angst zu nehmen. Es gibt Angst vor so vielem. Manchmal schützt sie uns. Manchmal ist sie übertrieben. Aber sie ist da. Wenn Menschen Angst empfinden, mag das aus der Sicht anderer nicht immer berechtigt sein.

Nur wenn mit Angst, vor wem und was auch immer Politik gemacht wird, ist Obacht zugeben. Angst an sich ist schlimm genug, sie treibt einen Menschen in die Enge, vermindert die Möglichkeiten, fixiert und macht hilflos. Angst als Mittel politische Ziele zu erreichen ist unverantwortlich.

Aber manchmal ist sie doch da, man kann man nicht wegreden. Nur eins hilft, man kann sie weglieben, manchmal. Indem man sie einfach ernst nimmt, die Angst der anderen – ob man sie nun für berechtigt hält oder nicht. Man macht sich darüber aber nicht lustig oder verscheucht sie nicht mit Floskeln wie: „Du musst doch keine Angst haben.“ Auch wer das gut meint, hilft damit nicht.

Angst kann man nicht wegreden. Aber weglieben, manchmal. Man nimmt sie ernst und reicht seine Hand. Und sein Herz. Man redet nicht drauflos, sondern schweigt eher mit dem Ängstlichen. Man teilt die Angst des anderen. Dann wird sie nicht gleich leichter, aber leichter erträglich. Es tut einfach gut, wenn jemand da ist. Auch im finstersten Tal. Da darf man sich getrost festhalten an dem wichtigen Empfinden eines anderen (Psalm 23,4), der es so ausdrückt: Du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.

(Foto http://www.checkoutmyink.com/tattoos/armygrant/psalm-23-4
Text F.Müller nach @buhv.de bei Spiegel-online 30.07.2019)
Der Text ist die persönliche Ansicht des Verfassers.  

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