Warum arbeiten wir Deutsche mehr als andere? Warum sind wir Sparweltmeister, haben ein dichteres soziales Netz als andere Länder und die reichste Orchesterlandschaft der Welt? Auf verblüffende Weise zeigt Christine Eichel die Nachwirkungen der Reformation. Denn noch immer ist Deutschland Lutherland, noch immer zeigen sich protestantische Einflüsse in Politik und Ökonomie, Kultur und Gesellschaft. Ein spannender Streifzug durch typisch deutsche Befindlichkeiten. Unter den vielen Veröffentlichung zum Reformationsjubiläum ist dieses Buch aus dem Blessing Verlag aufschlussreich und erhellend. Unter den Themen Gesellschaft, Kultur und Politik werden deutsche Selbstverständlichkeiten deutlich gemacht.
Der Anschlag von Luthers 95 Thesen am Hauptportal der Wittenberger Schlosskirche am 31. Oktober 1517 war das Fanal der Reformation. Luther kämpfte jedoch nicht nur gegen die Papstkirche und propagierte ein neues Gottesbild, ihm ging es um eine grundsätzliche Transformation des Glaubens und Lebens. Mit weitreichenden mentalitätsgeschichtlichen Folgen.
Im Zuge der Reformation entstand eine protestantische Kultur, die bis heute starken Einfluss auf unsere Ideen von Staat, Wirtschaft, Familie, Bildung und der Rolle der Frau hat. Ausgehend von Alltagerfahrungen, die sie in pointierten Anekdoten schildert, zeigt Christine Eichel die überraschende Präsenz reformatorischer Haltungen in der Gegenwart.
Denn vieles, was uns typisch deutsch erscheint – Fleiß, Sparsamkeit, Leselust oder Musikbegeisterung -, lässt sich als Erbe Luther’scher Überzeugungen analysieren. Dazu gehören auch die dunklen Kapitel deutscher Geschichte, vom Obrigkeitsgehorsam bis hin zum Antisemitismus. Ein genau recherchiertes und Augen öffnendes Buch für alle, die wissen wollen, warum wir sind, wie wir sind, und warum Deutschland noch immer Lutherland ist.
(foto vitorr.com text fm nach che)