Vermutlich ist es die angesehenste Auszeichnung der Welt: der Friedensnobelreis. Jährlich wird er Anfang Oktober von einem Nobelkomitte des norwegischen Parlaments in Oslo vergeben. Vorigen Freitag war es wieder so weit. Der in diesem Jahr Ausgezeichnete ist der kolumbianische Staatspräsident Juan Manuel Santos, der mit den Rebellen seines Landes einen jahrzehntelangen, innerkolumbianischen Bürgerkrieg zuende gebracht hat. Ganz zu Ende ist der Bürgerkrieg allerdings noch nicht, da die Bevölkerung dem Friedensabkommen vor einigen Tagen knapp die Zustimmung verweigerte. Es ist Frieden in Kolumbien, aber es gibt noch keine Rechtsgrundlage für ihn. Die knappe Ablehnung des Volkes richtete sich auch nicht gegen den Frieden an sich, sondern gegen Einzelheiten des Abkommens wie zu milde Strafen für ehemalige Rebellen.Der Friedensnobelpreis ist gerade in diesem Jahr eine Auszeichnung auf Hoffnung. Die Grundlage ist gemacht, die Vollendung steht noch aus.
Aber was ist schon ein „vollendeter“ Friede? Immer ist mehr Hoffnung als Vollendung. Seitenlange Friedensverträge sind oft anfälliger als geschüttelte Hände; Gerichtsurteile sind zerbrechlicher als das Vertrauen, das sich Menschen entgegenbringen. Was wirklich zählt, sind nicht nach allen Seiten hin ausgewogene und zerbrechliche Abkommen, sondern das Vertrauen, das ein Mensch oder eine Gruppe von Menschen in die Möglichkeiten des Friedens setzt.
Es ist der Wille, der den Frieden macht.
Frieden muss man wollen, sagt Jesus. Und rät, auf jeden Fall das „Gesetz des Handelns“ zu behalten, wenn uns ein Mensch unfriedlich entgegenkommt. Sinngemäß sagt Jesus in der Bergpredigt bei Matthäus (5,38-42): Wenn dir jemand seinen Willen aufdrängen will und dich zwingt, einen Kilometer mit ihm zu gehen, dann geh du zwei Kilometer mit ihm. Bildlich drückt Jesus aus, was er sich wünscht: Reagiere nicht nur, sondern handle auf deine Weise. Antworte nicht mit den gleichen oder noch schlimmeren Mitteln, sondern behalte deinen Willen und Weg zum Frieden. Frieden muss man wollen. Auch dann, wenn der andere ihn nicht will.
Jesus war kein Träumer oder Schwärmer, gewiss nicht. Sein Weg ist der einzige, der Frieden versprechen kann. Frieden muss man wollen, unter allen Umständen, mit einer gewissen heiligen Sturheit. Vor allem unter den Umständen, die mir andere diktieren wollen. Dann kommt mein Moment der Fantasie: Was kann ich tun, wenn ich nicht einfach reagieren, sondern meinen Weg zum Frieden behalten will?
Wer sich dies ehrlich fragt, lebt auf Gottes Seite. Dort weht der Heilige Geist. Und schenkt denen Hilfe, die nach ihm suchen.