Seit Wochen sterben Menschen am höchsten Berg der Welt, dem Mount Everest, 8.848 m hoch. (n-tv.de vom 28.05.2019) Das Wetter dort lässt einen Aufstieg nur in der Zeit von etwa Mitte April bis Ende Mai zu. Entsprechend groß ist der Andrang. Dieses Jahr sind schon elf Menschen gestorben (2018 waren es fünf), weil es auf den letzten Metern zum Gipfel zu einem „Stau“ kommt und viele den längeren Aufenthalt in der dünnen Luft nicht überstehen.
„Man kann sich einen Berg nicht erkaufen“, sagt der Bergführer Dominik Müller, der selbst Touren zum Mount Everest anbietet, die etwa 55.000 Euro kosten. Er warnt deutlich vor allen Risiken und würde unter den Umständen dieses Jahres eine Tour abbrechen. Außerdem seien immer mehr Menschen, die dieses Abenteuer kaufen, immer weniger vorbereitet. Ganz zu schweigen von plötzlichen Wetterumschwüngen, denen Menschen oft nicht gewachsen seien. Für die einheimischen Unternehmen sei die Besteigung aber ein gutes Geschäft; da zögere man nicht lange.
Menschen müssen sich ausprobieren; immer schon. Sie besteigen Berge oder tauchen im Meer, sie fliegen oder laufen. Andere sitzen tagelang auf einer Stange; oder sie essen Dutzende Hähnchenflügel in wenigen Minuten. Alltag genügt ihnen nicht. Menschen wollen sich oder anderen beweisen, dass sie mehr können, als nur leben: sie können sich selbst besiegen, wenn nicht gar Höchstleistungen anderer noch übertreffen.
Das ist nicht zu verurteilen, so lange es nicht auf Kosten anderer geht. Eigenwillig ist es aber schon. Viele Menschen haben ja schon genug damit zu tun, ihren Alltag zu bestehen. Sie überlassen Berge und Meere sich selbst und müssen planen, wer wann die Kinder nimmt und wie der nächste Urlaub finanziert werden soll.
Leben an sich ist abenteuerlich. Ein Extrem kann schon die Bewältigung des nächsten Tages sein. Es geht nicht darum, die eine oder andere Art Leben zu bewerten. Es geht darum, denen, die Not leiden, ein würdiges Leben zu ermöglichen. Da gibt es viel zu tun, wie wir aus Umfragen über Armut wissen und wie es sich in manchen Wahlergebnissen widerspiegelt.
Manchen Armen gelingt es nicht aus eigener Kraft, ein menschenwürdiges Leben zu führen. Das muss zu denken geben – und die Verantwortlichen zum Handeln bringen. Es ist ein würdiges Abenteuer für Politikerinnen und Politiker, die ihren Auftrag ernst nehmen. Es sollte überhaupt kein Armer unter euch sein, erwartet das 5. Buch Mose (15,4). Vermutlich ist diese Erwartung das größte Abenteuer überhaupt für unser Land. Und Gott traut uns Menschen in jeder Jahreszeit zu, dieses Abenteuer, wenn wir nur wollen, zu bestehen.
(Foto himalayanecotrek.com Text F.Müller nach n-tv.de bei @buhv.de)