In einem Ort in Odenwald ereignet sich in der vergangenen Woche eine Tragödie. Der Hund einer Familie beißt das Baby der Familie in den Kopf, es stirbt. Schuld in solchen Tragödien braucht keine Vorwürfe, sondern Mitgefühl.
Es ist eine Tragödie, anders sollte man es nicht nennen. In einem Ort im Odenwald in Hessen geschieht sie vorige Woche. Der Hund einer Familie, ein Staffordshire Terrier, beißt das Baby der Familie, sieben Monate alt, in den Kopf. Das Kind stirbt spätabends im Krankenhaus. Nichts hat darauf hingedeutet, heißt es. Die Tragödie geschieht plötzlich. Und zerstört viele Leben. Was werden sich die Eltern des Kindes nun für Vorwürfe machen.
Ähnliches ist in den letzten Wochen auch in anderen Städten Deutschlands geschehen. Erwachsene Besitzer wurden von ihren, sonst angeblich immer friedlichen Hunden, getötet. Und nun ein Baby, das für nichts etwas kann.
Ich kann darüber nicht die Achseln zucken. Die Gedanken an dieses Geschehen begleiten mich. Ich kann bei der Familie mit dem Baby auch nicht denken: selbst schuld. So einfach ist keine Tragödie. Man hatte es ja wohl nicht kommen sehen, man konnte es womöglich weder ahnen noch wissen.
Ich muss gestehen, dass ich mich mit Hunden nicht auskenne; ich weiß nichts vom Wesen sogenannter Kampfhunde – und ob oder wann ihr friedliches Wesen zum Kampf werden kann oder muss. Aber auch nicht jeder muss kämpfen; einige vielleicht plötzlich und unerwartet, wer weiß das schon. Wer weiß das schon bei Menschen. Eine Tragödie im Wortsinn ist ja, wenn keiner schuldig ist und alle schuldig werden. Furchtbar.
Was dann aber am allerwenigsten hilft, sind Vorwürfe. Wir müssen sie uns versagen, alle zusammen und jeden einzelnen. Schuld braucht keine Vorwürfe, die macht man sich selber meistens genügend. Man sieht Menschen die Selbstvorwürfe oft nicht an, dafür wühlen sie aber in deren Seele. Für andere unsichtbar, für sie selber fühlbar. Oft ein Leben lang. Manche zerbrechen auch unter ihren Selbstvorwürfen.
Was die Eltern und andere dann brauchen, ist Mitgefühl. Auch meines, das von weither kommt. Ich denke an sie; ich versuche, mit ihnen zu fühlen, ich bete für sie. Sie werden sich Vorwürfe machen, die ich mir kaum vorstellen kann, tonnenschwere wahrscheinlich. Ihrer aller Leben wird nie mehr sein wie vorher. Manche von uns kennen ähnliche Ereignisse, bei denen sie entweder nahe Zeugen waren oder gar in sie verwickelt waren. Man kann, Gott sei es geklagt, schuldig werden, ohne es auch nur ansatzweise geahnt, geschweige denn gewollt zu haben. Dafür gibt es Mitgefühl. Und noch mal Mitgefühl. Keine Vorwürfe, aber mitfühlende Fürbitten. Alles andere wäre verheerend und zerstörte noch mehr.
Wen seine Seele plagt, der braucht einen Menschen mit tiefem Empfinden für Leid. Das tröstet beide.
(foto http://www.psychotipps.com/mitleid.html text f.müller nach buhv.de)