Gespräche mit sich selbst sind eine Hilfe, so sagt es eine Studie, veröffentlicht bei n.tv (24. Mai 2018). Krankhaft werden Selbstgespräche erst, wenn wir nicht mehr wissen, woher die Stimme kommt. Mit sich sprechen, auch beten, ist ein Ordnen der Welt.
Redest du wieder mit dir selbst? fragte mich meine Mutter manchmal. Ja, das tat ich gelegentlich. Und heute weiß ich, dass das sogar gesund ist und hilfreich. Wir sollen getrost mit uns reden, sagt eine Studie. Das hilft. Es ordnet unsere Gedanken; es baut Stress ab und spornt zu Leistungen an. Sportler „pushen“ sich, indem sie sich selbst anfeuern. Menschen, die sich befragen und mit sich sprechen, können manche Arbeiten besser ausführen, weil ihnen Dinge klarer werden durch Fragen an sich selbst.
Wer mit sich selbst redet, ist nicht krank oder verrückt, wie man manchmal hört. Wir wissen ja immer noch, woher die Stimme kommt. Krank wird solches Reden erst, wenn man „Stimmen hört“, die man nicht mehr als die eigene erkennt.
Wenn wir aber zu uns sprechen, wissen wir noch, woher die Stimme kommt. Und leise reden wir ja meistens auch. Wer mit sich selbst redet, in Ruhe und unauffällig, bringt etwas Ordnung in die Dinge des Lebens.
Auch in die Dinge des Glaubens übrigens. Es gibt ja viele Zweifel an diesem und jenem. Da hilft es, sich diese in Worte zu fassen in kleinen Gesprächen mit sich – oder durch Aufschreiben.
Auch an Gott gibt es Zweifel, natürlich. Da hilft es oft, sich die Gedanken zu ordnen. Leise vor sich auszubreiten und zu sichten, was mir hilft und was mir zweifelhaft vorkommt. Manchmal sind gute Fragen, die ich mir stelle, wichtiger als schnelle Antworten. Darum spricht man zu sich, auch über Gott. Was man glauben kann und was nicht. Woran man zweifelt und warum.
Sprechen ist Ordnen der Welt. Beten auch. Beten ist ja manchmal wie ein kleines Selbstgespräch vor dem unsichtbaren Gott. Er ist da. Ich weiß aber nicht, wo. Also spreche ich vor mich hin und denke dabei, dass er mich hört. Auch wenn er still ist. Oder nicht antwortet; nicht direkt jedenfalls. Manchmal dauert es Wochen, Monate, bis mir dann doch sein Licht aufgeht.
Wer im Gespräch ist mit sich und Gott, erkennt nach einer Zeit besser, was er oder sie nicht genau wusste. Wo man helfen kann und sollte, vielleicht; wo man um Hilfe bitten sollte. Dass man manchmal mutiger sein darf – oder wo man besser seine Finger davon lässt oder seine Worte zurückhält.
Im Psalm 63 (Vers 7) spricht einer in Gottes Nähe wie zu sich selbst: Wenn ich mich zu Bette lege, so denke ich an dich, wenn ich wach liege, sinne ich über dich nach. Solches „Sinnen“ ist der Beginn des Betens. Beten ist Ordnen der Welt. Ich bleibe dann nicht alleine mit mir. Schon das macht mich stärker.
(foto ekd.de text friedhelm müller nach buhv.de)