Wenn es ums Erbe geht, können „Familien zerreißen“, sagt eine Schweizer Psychologin in ihrem neuen Buch.*
*Gabrielle Rütschi, „Erben – Büchse der Pandora“, Verlag Bucher, Hohenems, 2018 (€ 18.-) STERN.de hat es am 2. August 2018 vorgestellt.
Dabei sah doch alles so heil und schön aus, sagt man hinterher und ist erschrocken. Alle in der Familie hatten sich doch gern, trafen sich untereinander oder im Haus der Eltern, redeten und feierten miteinander.
Und dann das: Eines Tages fällt die Familie auseinander wie ein Kartenhaus. An allen Ecken und Enden nur noch Streit, der sogar auf der Straße ausgetragen wird und bis in Nachbarhäuser dringt. Wie kann so etwas passieren?
Das geschieht schnell, sagt eine Schweizer Psychologin in ihrem neuen Buch, das der STERN dieser Tage vorstellte. Es muss nur um eine Erbschaft gehen, die nicht gut oder gar nicht geregelt ist. „Der Streit ums Erbe zerreißt Familien“, sagt die Psychologin Gabrielle Rütschi. Sie hat in ihrer Praxis Erschütterndes erlebt. Alte Konflikte und Kränkungen brechen wieder auf. Bitterkeiten bestimmen die Auseinandersetzungen; es geht viel um „ gefühlte Gerechtigkeit“. Geschwister oder Enkel werden darüber zu Gegnern oder Feinden. Niemand redet mehr mit jemandem, außer über die daran gut verdienenden Anwälte.
Früher ging es bei einer größeren Erbschaft meist um Handelshäuser oder Fabriken, heute geht es eher um Grundstücke, Häuser oder Schmuck. Entweder ist das Erbe gar nicht geregelt, oder man zerrt aneinander, weil die Regelungen unordentlich sind und jeder oder jede das größte Stück vom Kuchen haben will. Kaum ist der Erbfall eingetreten, „wird über das Materielle emotional abgerechnet“, sagt die Psychologin.
Da hilft es nur eins, und das sofort. Man macht ein Testament. Ein korrektes und eindeutiges. Damit darf man nie warten, das darf man nie aufschieben. Und dabei lässt man sich helfen von einem Notar, bei dem das Testament dann auch verbleibt. Denn in Wohnungen, so sagt es die Psychologin, sind sorgsam aufbewahrte Testamente „auch schon verschwunden“. Man sollte sich nie darauf verlassen, dass alles schon „irgendwie gut geht“.
In der Bibel gibt Gott den wunderbaren Rat: „Bestelle dein Haus“ (2. Buch der Könige, 20,1). Lasst es, bitte, nicht darauf ankommen, heißt das. Lasst es nie darauf ankommen. Hilf deinen Hinterbliebenen durch klare Regelungen und Ordnung – am besten auch noch, was die Wünsche für eine Beerdigung angeht. Dann verliert der Tod viel von seinen Schrecken und bereitet den Frieden vor.
Doch, das ist so. Wo alles Mögliche geregelt ist, kann man nicht streiten oder verliert Streit seinen Sinn. Dann bleibt es heil und schön in den Familien. Man sieht und trifft sich gerne; man spricht weiter miteinander. Und ist Gott dankbar für die Angehörigen, die ihr Haus sorgsam bestellt hatten.
(Foto Makler-vergleich.de Text F.Müller nach buhv.de)