Wie „politisch korrekt“ darf Kirche sein?

Über Jahrhunderte war die evangelische Kirche geprägt vom obrigkeitstreuem Denken. Nach dem 30jährigen Krieg waren die politisch ausgetragenen Konfessionsstreitereien vorbei. Aber der Landesherr bestimmte die Konfession seiner Landleute. Es gab Zeiten, da gab der Fürst, Herzog oder König den Pfarrern die Themen ihrer Predigten vor und diese mussten sonntags auf den Kanzeln das verkünden, was ihnen vorgegeben wurde. Vor genau 100 Jahren, nach dem 1.Weltkrieg dankte Kaiser, König und andere Obrigkeiten ab. Damit hatten die Landeskirchen keine vorgesetzten Autoritäten mehr. Es wurden die Landeskirchen gegründet, Synoden einberufen und Bischöfe gewählt. In den 20er Jahren mussten sich erst die Landeskirchen finden und ihre Positionen finden. Im sogenannten „Dritten Reich“ gab es die Mehrheit der „Deutschen Christen“, die sich der Ideologie der Nationalsozialisten anschlossen. Dagegen stand die „Bekennende Kirche“, die sich gegen den Einfluss des Nationalsozialismus auf das kirchliche Leben wehrte. Aus diesen Reihen gab es einige mutige Christen, die zum Widerstand gegen Hitler bereit waren. Nach dem 2.Weltkrieg mussten die Kirchen sich auch wieder neu finden. Das “Stuttgarter Schuldbekenntnis“ zog einen Schlussstrich unter das angepasste Verhalten der Kirche im „Dritten Reich“. In Westdeutschland suchten die Kirchen ihren Platz in der neuen demokratischen Gesellschaft. Die 60er Jahre waren gekennzeichnet zwischen Angepasstheit und Rebellion der 68er. In der ehemaligen DDR gab es den Versuch, die „Kirche im Sozialismus“ als Bekenntnis zur DDR, als der besseren Gesellschaftsordnung, zu etablieren. Daneben waren viele Christen mutig und weigerten sich der herrschenden Ideologie anzupassen. Nach der Wiedervereinigung übernahmen die Ostkirchen die Organisationsstrukturen der anderen Kirchen.

In der Auseinandersetzung mit dem ehemaligem DDR-Regime war ein Satz wie ein Leitfaden: „Kirche ist offen für alle, aber nicht offen für alles!“ Ob dieser Satz auch heute noch so gelten kann? Wie politisch darf Kirche sein? Die Meinung, dass Kirche auch Partei nehmen soll, wird meist so verstanden, dass dann nur bestimmte Parteien gemeint sind. Auf evangelischen Kirchentagen hatte man oft den Eindruck, in einer Vorfeldveranstaltung eben dieser Parteien zu sein.

In der gegenwärtigen gesellschaftspolitischen Auseinandersetzung haben sich Bischöfe, Pfarrer und Christen oft einseitig positioniert. Von der „Homoehe“ über „Ehe für alle“ bis zur Flüchtlingspolitik gibt es kirchlicher Seite offiziell wenig kritische Anmerkungen. Passt sich Kirche einer bestimmten politischen Richtung und einer Mehrheitsmeinung an? „Politisch korrektes Gedenken“ hat auch in der Kirche seine Verbreitung gefunden. Da werden Parteien und Bewegungen „verteufelt“ und es wird vor ihnen gewarnt. „Christen hätten nicht bestimmte Parteien zu wählen…“ Aber in der Kirche findet sich doch auch immer das ganze Spektrum der Gesellschaft wider. Ausgrenzung und Denk – und Wählverbot im breiten Spektrum demokratischer Parteien sollte es nicht geben. Ist Kirche noch für alle da?

Wie sollen Christen ihren Auftrag „Salz und Licht der Welt zu sein“ erfüllen, wenn sie nicht einen Beitrag zur Versöhnung leisten, sondern sich einseitig bestimmten politischen Richtungen anpassen? Christen sollten den Mut haben, sich auch zwischen alle Stühle zu setzen. Ein Obrigkeitsdenken sollte es in diesem Sinn einer „politischen Korrektheit“ in den Kirchen nicht geben.

(Foto reformiert-info.de Text F.Müller)

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