Ein 59-Jähriger im Landkreis Münster liegt acht Jahre lang tot in seiner Wohnung, melden die Zeitungen vor gut einer Woche.
Einsamkeit wird zu einem sozialen Problem. Was können wir tun?
Manches will man einfach nicht glauben. Auch das nicht, was vor einer Woche groß in der BILD-Zeitung stand: ein Frührentner in der Nähe von Münster in Westfalen liegt acht Jahre tot in seiner Wohnung. Acht lange Jahre – neben seinem toten Hund. In einem Mietshaus mit sieben Stockwerken.
Es gab in diesen Jahren einige Versuche einer Nachbarin, den Rentner zu finden. Polizei und Krankenversicherung haben aber entweder abgewiegelt oder sind dem nicht nachgegangen oder ließen die Suche im Sande verlaufen. Jemand behauptete mal, den Gesuchten in Münster gesehen zu haben.
Irgendwann dann gab die Nachbarin ihre Suche nach dem Vermissten auf. Auf seinem Auto im Hof wuchs das Moos.
Einsamkeit wird zu einem Problem. Immer mehr, sagen Sozialforscher, die es wissen müssen. Viele sprechen schon von einer sozialen Krankheit, vielleicht mehr in Städten als in Dörfern.
Viele Familien sind heute kleiner oder man hat keine mehr. Manche aus den Familien sehen sich selten oder gar nicht, andere Familien sind vielleicht zerstritten. Immer weniger Menschen gehen in Vereine oder in ihre Kirchengemeinde. Auf der Straße kennt man nicht mehr so viele Menschen wie vielleicht früher noch. Es fehlen die natürlichen Kontakte. Supermärkte sind anonymer als der Tante Emma Läden.
Einsamkeit ist ein Problem.
Aber ein Problem, das man lösen kann – jedenfalls ein wenig, jeder und jede von uns. Das eine tut man möglichst selbst: Bleiben Sie nicht für sich. Jedenfalls nicht so oft. Nehmen Sie bitte teil. Haben Sie Interesse. Das hält lebendig. Auch wenn ich keine Lust habe – einmal am Tag schaue ich mich um im Dorf oder im Viertel der Stadt. Dann sehe ich Menschen, habe kleine Erlebnisse, spreche mal mit diesem oder jener, trinke einen Kaffee am Straßenrand und muss alles ein wenig bedenken, was ich sehe.
Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei, sagt Gott (1. Mose 2,18). Und wünscht sich von uns dann auch: Achten wir aufeinander. In den Häusern, bei den Nachbarn, den religiösen Treffen anderer. Das ist keine Neugier, das ist Interesse. Laden wir Menschen ein, einmal mitzukommen. Auf einen Spaziergang, zu einem bunten Abend im Vereinsheim, zu einer Busfahrt der Kirchengemeinde. Du lassen wir uns von Absagen nicht entmutigen, versuchen wir es wieder.
Erlebnisse halten lebendig. Nicht alle sind schön. Aber immer sieht man Menschen. Vor allem erlebt man sich als einen Menschen, der hört, sieht, empfindet – der also lebendig bleibt. Unter Menschen erwacht das Herz.
(Foto YouTube Text F.Müller nach @buhv.de Lesetipp: Manfred Spitzer: Einsamkeit.
Die unerkannte Krankheit. Taschenbuch/DROEMER-Verlag 2019)