In Aachen kommt es bei einem friedlichen Schulfest zu einer Schlägerei unter zwanzig Erwachsenen (Spiegel.online 24.1.2018).
Wie könnte man verhindern, zu schnell die Nerven zu verlieren?
Die Stadt Aachen gilt meist als ruhiges Pflaster, sagen Menschen, die dort wohnen. Das änderte sich in der vergangenen Woche bei einer Schulveranstaltung. Es waren sportliche Ringkämpfe von Schülern im Gang, als ein Junge mit einem anderen zu streiten begann, wer den sportlichen Kampf der beiden gewonnen habe.
Eine Mutter mischte sich ein und schubste den Jungen der anderen Eltern. Das rief die Eltern des Geschubsten auf den Plan. Es kam zu Auseinandersetzungen, die nach kurzer Zeit in eine nicht mehr sportliche Schlägerei von etwa zwanzig Erwachsenen ausartete, bei der zwei Menschen verletzt wurden. Ein Besonnener rief die Polizei, die die „Keilerei“ beendete. Die Mutter, die die Schlägerei ausgelöst hatte, war da schon verschwunden. Nach ihr wird polizeilich gesucht.
Nerven liegen heute schnell blank, sagt auch der Verkehrsgerichtstag, der vergangene Woche tagte. Es käme, heißt es, zu immer mehr „Rowdytum“ auf den Straßen. Und der 15-Jährige, der in Lünen einen 14-Jährigen erstach, begründet das laut Polizei mit „andauerndem Provozieren“ des Getöteten.
Natürlich ist keiner dieser Fälle miteinander zu vergleichen – außer hierin: Viele fühlen sich heute schon provoziert, wenn sie nicht die Gewinner sind. Oder umgekehrt: Man fühlt sich von Blicken und Sprüchen sehr schnell herabgesetzt und greift zur Gewalt. Man ist aufs Äußerste gereizt; man „verliert die Nerven“.
Die Gründe dafür sind vielfältig: Oft geht es um einen empfundenen Minderwert – verbunden oft mit dem Gefühl, kaum Zeit zu haben, um eigenen oder fremden Ansprüchen zu genügen. Dieses Gemisch führt zu gereizten Nerven oder gar zu dem, was man „sich nicht mehr im Griff haben“ nennt.
Wir können bei anderen wenig daran ändern, bei uns selber schon. Ich will mir bewusst machen, wie ich anderen begegne. Sehe ich sie eher freundlich an, als Mitmenschen – oder eher als Gegner, die mich am Fortkommen hindern? Viel liegt daran, wie ich auf Menschen zugehe. Eigene Freundlichkeit macht nicht immer alles schön, aber ich habe wenigstens mein Bestes getan. Der andere ist kein Gegner, sage ich mir. Der oder die andere suchen, wie ich, ihren Weg an diesem Tag; sie sind Mitmenschen mit Sorgen und Problemen. Vermutlich hätte Jesus sie eher zu verstehen versucht, als sie zu belehren oder zu bekämpfen. Und vermutlich wäre Jesus ihnen im Zweifel lieber aus dem Weg gegangen, als sich provozierend hineinzustellen.
Behalte die Übersicht, sagt Jesus sinngemäß (Matthäus 5,38-42); lass dich zu nichts nötigen – und wenn du genötigt wirst, behalte möglichst einen friedlichen Geist, der auch mal aufs Recht verzichten kann. Etwas Größe muss immer sein. Vielleicht gelingt es manchmal mit der Bitte um Gottes Hilfe, ein klein wenig über den Dingen zu stehen – um des Friedens willen.
Buchtipp: Lena Greiner / Carola Padtberg, „Verschieben Sie die Deutscharbeit – mein Sohn hat Geburtstag“ (Von Helikopter-Eltern und Premium-Kids) Ullstein-taschenbuch, € 9,99
(foto http://havenhillbaptistchurch.com/index.php?id=46043 text fm nach buhv.de