Es gibt Seelsorge besonderer Art. Der Münchner Rainer Holmer, 48 Jahre alt, ist Betreuer von Lottogewinnern. Wenn Menschen über 100.000 Euro gewonnen haben und ihr Schein überprüft wird, können sie in die Zentrale fahren und werden dort persönlich beglückwünscht. Es sei ein „sehr angenehmer Job“, erzählt Holmer. Er begegne überwiegend glücklichen Menschen, auch wenn viele ihr Glück noch nicht fassen können und eher ruhig bei ihm sitzen, um Kaffee und Kuchen zu sich nehmen.
Holmer erzählt, wie das ist mit einem Gewinn und den dazu gehörenden Lottoscheinen, die bis zur Prüfung oft gut versteckt werden in Kaffeedosen, im Gefrierschrank oder unter Kopfkissen. Wobei Kopfkissen nicht die beste Wahl seien. Aus Furcht, den Schein dort zu zerstören, schliefen viele schlecht.
Man muss seinem Glück auch gewachsen sein. Es stimmt, dass bei manchen das Geld schnell weg sei durch falsche Berater oder Leihgeschäfte an Freunde, die dann nicht zurückzahlen. Die Mehrzahl der Gewinner sei aber auch im Glück vernünftig, sagt der Gewinnbetreuer. Einige brechen ihr altes Leben ab und beginnen ein völlig neues. Und manche bleiben traurig. Einer habe mal mehrere Millionen gewonnen. Er sagte dann zu dem Gewinnbetreuer: „Ich würde Ihnen jetzt die Millionen da lassen, wenn meine Frau dafür wieder gesund würde.“
Glück ist ein Kind der Gnade. Das Wort „Glück“ kommt in der Bibel nur an wenigen Stellen vor und meint dann immer etwas anderes, als wir unter dem Wort heute verstehen. Wir verstehen unter Glück und glücklich sein oft ein uns günstiges Erleben. Die Bibel versteht unter Glück ein Kind der Gnade. Gnade ist die Mutter des Glücks. Im Buch Hiob im Alten Testament, dem Buch der Selbstverständlichkeit Gottes, sagt Hiob, der schwer Leidende, gleich zu Beginn seiner Leidenszeit den bemerkenswerten Satz (1,21): Der HERR hat’s gegeben, der HERR hat’s genommen; der Name des HERRN sei gelobt.
Alles ist Gabe, heißt das; und zwar Gabe Gottes. Wir verstehen oft das Unglück nicht und das Glück auch nicht. Im Rahmen der Wahrscheinlichkeit gedacht ist ein Lottogewinn so gut wie ausgeschlossen. Trifft er doch ein, ist es ein nahezu unmögliches Glück. Aber eben nur nahezu. Den Nachdenklichen bleibt nämlich die Frage: Ist alles blinder Zufall – oder eine Gabe, mit der ich leben soll und darf?
Wohl denen, die eine Antwort haben auf ihre Frage. Wohl denen, die nicht einfach hinnehmen, was ihnen geschieht. Wer eine Antwort kennt auf den Urheber seines Lebens, lebt gefestigter. Und hält sich an Gott fest. Wie Hiob, der auch in schwieriger Zeit sagen kann: Der Name des HERRN sei gelobt. Und das Lob gibt ihm neue Kraft.
(Foto tz.de Text F.Müller nach buhv.de)