Dekan Dr. Matthias Büttner

„Es lebe die Beziehung!“: Predigtimpuls zu Ruth 1,16 vom Samstag, 11. Februar 2023

„Es lebe die Beziehung!“
Predigtimpuls zu Ruth 1,16
Samstag, 11. Februar 2023, 18 Uhr
St. Gumbertus, Ansbach

Liebe Gemeinde! 

Wo du hingehst, da will ich auch hingehen. Das ist einer der bekanntesten Trausprüche, den sich Ehepaar für ihre Trauung wünschen. Vielleicht ist es ja auch der Trauspruch von dem einen oder anderen Paar hier in die Kirche?

Dieser Satz steht im Buch Ruth im Alten Testament. Alles beginnt mit einem Mann aus Juda, also einem Israeliten, der vor langer, langer Zeit zusammen mit seiner Frau und den beiden Söhnen sich aufmachte und Israel verließ. Die Familie verschlägt es in das Nachbarland der Moabiter; dorthin, wo heute ungefähr Jordanien liegt. Doch die Familie findet alles andere als ihr Glück. Denn der Mann stirbt unversehens und lässt seine Frau als Witwe zurück. Glücklicherweise sind die beiden Söhne schon groß und mittlerweile auch verheiratet mit Frauen aus dem Land, so dass die Mutter bei ihren Söhnen und Schwiegertöchtern bleiben und leben konnte.

Doch nach zehn Jahren war auch dieser Friede zu Ende: Die beiden Söhne sterben ebenfalls verfrüht. Und so bleiben drei Witwen übrig: die Frau aus Juda mit ihren beiden moabitischen Schwiegertöchtern. Drei Frauen — und das in einer Zeit, in denen Frauen ein selbstbestimmtes Leben nicht zugestanden wurde. Was sollten sie nun tun? Nun, sie würden tun, was Frauen damals in einer solche Situation taten: zurückkehren zur eigenen Familie. Und so fordert die Frau aus Juda ihre beiden Schwiegertöchter auf, es ihr gleichzumachen und in deren Herkunftsfamilien zurückzugehen — um sich dann selbst auf den Rückweg nach Juda zu ihrer Familie zu machen. Doch was geschieht? Eine der beiden Schwiegertöchter weigert sich. Es ist Ruth. Sie möchte nicht in ihr altes Leben zurückkehren müssen. Sie möchte ihren weiteren Lebensweg selbst bestimmen. Und sie entscheidet sich dafür, an der Seite ihrer Schwiegermutter zu bleiben und mit ihr nach Juda zu gehen. So kommt es zu diesem Satz, der Geschichte gemacht hat: Wo du hingehst, da will ich auch hingehen; wo du bleibst, da bleibe ich auch. Und dann noch: Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott.

Wo du hingehst, da will ich auch hingehen. Diese Satz ist Revolution. Denn hier bestimmt eine Frau selbständig und aus freien Stücken, wo und mit wem sie leben will. Dass sich Ruth zunächst für ein Leben bei und mit ihr Schwiegermutter entscheidet, mag bei manchen vielleicht zwiespältige Gefühle auslösen. Aber die Schwiegermutter ist hier gar nicht so wichtig, wenn man bedenkt, welches fremdbestimmte Leben Ruth als Witwe in ihrer Ursprungsfamilie erwartet hätte.

Viel wichtiger ist, dass Ruth ihr Umfeld verlässt und sich in einem anderen Land auf etwas völlig Neues einlässt, weil da ein anderer Mensch in ihr Leben getreten ist, der ihr wichtiger geworden ist als alles andere. Vielleicht denken Sie jetzt an Ihre Entscheidung vor einem Jahr, fünf, zehn, zwanzig oder wieviel Jahren auch immer, als Sie sich für ein Leben mit Ihrem Mann, mit ihrer Frau entschieden haben, weil das wichtiger war als alles andere. Dann lehnen Sie sich jetzt zurück, lauschen der schönen Musik und geben Ihren Gedanken freien Raum.

Ein Mensch verspricht einem anderen Menschen lebenslange Treue nur um dieses Menschen willen. Also ohne einen Hintergedanken zu haben: etwa, weil man zwei Dynastien wie früher zu Zeit des Adels zu einer noch größeren verbinden will, oder weil man geschäftliche Interessen hat. Das große Versprechen lebenslanger Treue, lebenslangen Miteinanders ist zweckfrei. Es gründet allein in der Person des anderen. Und im Wunsch mit dieser Person das Leben zu teilen. Das Zauberwort heißt Beziehung. Liebesbeziehung.

Ruth lernt in ihrer neuen Heimat noch einmal einen Mann kennen und wird ihn heiraten. Ihre Geschichte steht nicht zufällig in der Bibel. Sie ist eine Beispielerzählung, die in einer Linie steht mit dem berühmten Satz aus der Schöpfungserzählung: ein Mann wird seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhängen. Diese Aussage, getroffen in einer Sippengesellschaft, war der Beginn einer neuen Zeitrechnung. Die aus sich heraus begründete Beziehung zwischen zwei Menschen ist geboren. Vorher war es so, dass die in der Regel die Frau in die Familie ihres Mannes aufgenommen wurde, assimiliert wurde. Nun verlässt ein Mann Vater und Mutter und wird zusammen mit seiner Frau zu etwas Neuem. Das ist allein Sache dieser beiden Menschen. Denn Gott segnet sie.

Unter diesem Segen Gottes steht auch Ihre Beziehung. Und wenn Sie wollen, können Sie sich diesen Segen am Ende des Gottesdienstes ganz persönlich zusprechen lassen, sozusagen als Segenserinnerung.

Noch einmal zu Ruth. Ruth wird eine Berühmtheit. Sie wird die Urgroßmutter des legendären König David. Und sie steht als eine von vier Frauen im Stammbaum Jesu.

Dieser Jesus wird später den Satz aus der Schöpfungserzählung, dass ein Mann Vater und Mutter verlassen und seiner Frau anhängen wird, ergänzen mit einem weiteren berühmt gewordenen Satz: Was Gott zusammengefügt hat, das soll der Menschen nicht scheiden. Häufig wird das Ermahnung, ja als Drohung interpretiert nach dem Motto: bleibt bloß zusammen! Aber darum geht es nicht. Es geht um die Abwehr allen Einflusses von außen auf eine Beziehung. So ist der Satz, was Gott zusam- mengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden ein Schutzversprechen. Zwei Menschen entscheiden sich für einander. In diese Entscheidung hat niemand hineinzureden. Hierauf liegt Gottes Segen.

Eine Beziehung, die nicht irgendwelchen Zwecken zu genügen hat, sondern allein in diesen beiden Menschen und ihrer Liebe zueinander gründet. Ich nehme dich als meine Frau, als meinen Mann an, weil du es bist, weil ich mit dir leben will. Von nun an ist nicht mehr nur Blut dicker als Wasser, sondern die Liebe dicker als Blut.

Möge Gott seinen Segen auch weiterhin auf Ihre Ehe, Ihre Beziehung legen, damit sie lebendig bleiben möge. Amen.

DEKAN DR. MATTHIAS BÜTTNER, ANSBACH

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