Es war eine der Schlagzeilen der vergangenen Woche, das Ergebnis einer bundesweiten Studie: „Überdurchschnittliches Risiko, trotz Arbeit arm zu sein“. Gemeint sind Altenpflegerinnen und Altenpfleger. Ihr Lohn sei zwar etwas gestiegen, aber längst nicht genug. Sie verdienen immer noch deutlich weniger als der allgemeine Durchschnitt der Deutschen; sie verdienen unterschiedlich – im Krankenhaus wegen der Tarifverträge deutlich besser als in privaten Senioreneinrichtungen, auch die der Kirche.
Private Pflegeanbieter, heißt es, wehrten sich gegen eine bundesweit festgelegte Bezahlung. Die Studie der Hans-Böckler-Stiftung schließt mit der Warnung: „Die Beschäftigten im gesellschaftlich wichtigen Tätigkeitsfeld der Altenpflege tragen ein überdurchschnittliches Risiko, trotz Arbeit arm zu sein.“
Zurzeit sieht es nicht so aus, als würde dies in den nächsten Jahren besser. Es fehlen bis zu 20.000 Pflegekräfte, weil die Arbeit anstrengend ist für Körper und Seele, weil es Schichtdienste gibt und weil die Bezahlung nicht der Schwere der Arbeit entspricht. Wer einmal längere Zeit Besuche macht in einem Seniorenheim, Altenheim oder Pflegeheim, kann das nachempfinden.
Bewohner müssen oft lange warten, bis ihr Rufen oder Klingeln erhört werden kann; kleine, wertvolle Zuwendungen sind dem Pflegepersonal zeitlich kaum möglich. Und: Wer mit einem Heim Geld verdienen will, muss es über das Personal erreichen: einsparen, wo immer es geht.
Es geht aber um die Würde des Menschen. Die Würde der Alten und die Würde derer, die sie pflegen. Ich wage es nicht zu beurteilen, aber viele Pfleger und Pflegerinnen sagen, es gebe schon einen gewissen Notstand – oder wir gehen auf ihn zu. Wir brauchen Heime. Vielen Menschen ist es nicht möglich, die Eltern oder Großeltern zu Hause zu pflegen. Für viele Ältere ist es besser, in einem Heim zu wohnen, wo gut auf sie Acht gegeben werden kann. Kinder sollten kein schlechtes Gewissen dabei haben, Eltern im Heim wohnen zu lassen. Überforderung hilft keinem.
Aber das Leben dort braucht Würde, für Pfleger wie für Bewohner. Wir können das nicht sofort ändern, aber wir können unsere Finger in die Wunde legen. Auch mit einer klaren Ansage: Die Pflegenden müssen Würde haben, die sie an die Bewohner weitergeben können. Das ist christliches Menschenbild. Und entspricht dem Gebot (2. Mose 20,12), das wir haben: Du sollst Vater und Mutter ehren. Gemeint sind alle Jüngeren, die Alten ehren sollen. In der Menschlichkeit zeigt sich unsere Ehrfurcht vor Gott.
(Foto Wavebreak/Getty Images Text F.Müller nach @buhv.de)