Marcelo Bielsa, Fußballtrainer des englischen Zweitligaclubs Leeds United, sorgte vor einigen Tagen für einen außergewöhnlichen Moment der Fairness (SPIEGEL-online u.a. 1.5.2019).
Fußball und Fairness gehören oft nicht zusammen. Wo es um viel Geld geht, sorgt man eher fürs Gewinnen um jeden Preis. Nicht so der Trainer des englischen Zweitligaclubs Leeds United, Marcelo Bielsa. Der sorgte vor einigen Tagen bei einem Pflichtspiel seiner Mannschaft für einen außergewöhnlichen Moment der Fairness.
Seine Mannschaft drängte auf ein Tor. Dabei beachtete sie nicht, dass gerade ein Spieler der gegnerischen Mannschaft verletzt am Boden lag. Fair wäre es dann, den Ball ins Aus zu spielen. Das tat die Mannschaft von Trainer Bielsa aber nicht. Im Gegenteil. Sie stürmte und schoss das für einen möglichen Aufstieg in die erste Liga wichtige 1:0.
Das missfiel dem Trainer. Augenblicklich verordnete er seinen Spielern, ein Tor für den Gegner zuzulassen. Diese stoßen dann wieder an und spazieren unbehelligt durch die Reihen der anderen. Bis zum Tor. Auch der Torwart rührt sich nicht. Es fällt ein lockeres 1:1. Die Fairness gewinnt.
Das geschieht nicht oft, leider. Auch offensichtliche Ungerechtigkeiten bleiben unbeachtet. Nur manchmal tut sich ein Spieler hervor und weist den Schiedsrichter auf einen Fehler hin. Er sagt dann, dass ein Elfmeter für ihn unberechtigt ist, weil kein Foulspiel vorlag. Oder ein Spieler gesteht dem Spielleiter, dass er verdeckt seine Hand benutzt hat.
Manchmal geschieht das. Manchmal möchte man nicht gewinnen, wenn man meint, es nicht verdient zu haben.
Unbedingt gewinnen zu wollen ist zu einer Art Volkssport geworden. Nur Zweiter zu sein, betrachten viele schon als schwere Niederlage. Da kommt es gerade recht, wenn ein Trainer, bei dessen Spielen es um viel Geld geht, die Fairness vor das Gewinnen stellt und nicht um jeden Preis gewinnen will. Fairness ist ein Gewinn an Menschlichkeit. Auch in unserem alltäglichen Leben. Man kann das einem zu viel gezahlte Geld zurückgeben; man darf andere vorlassen in der Warteschlange; man kann mühsam eroberte Plätze freigeben für andere. Fairness ist ein Gewinn an Menschlichkeit.
Manche Siege sind bitter und stellen sich nach einer gewissen Zeit als Niederlagen heraus. Hätte ich doch bloß …, sagt man sich dann und bereut den Gewinn um jeden Preis – bereut auch das, was man gewonnen hat. Nicht jeder Sieg ist ein Gewinn.
Das weiß der Apostel Paulus und bittet die Christen in Rom (Römer 12,18): Ist’s möglich, so viel an euch liegt, so habt mit allen Menschen Frieden. Das bedeutet auch, sich nicht zu erfreuen an einer Ungerechtigkeit.
Nicht jeder Sieg ist ein Gewinn. Manchmal gewinnt an Menschlichkeit, wer auf einen Sieg verzichtet.
(Foto footballmemories.net Text F.Müller nach @buhv.de)