Bibel und Whisky

„Mit Whisky erreiche ich die Männer“, sagt der bayerische katholische Pfarrer Thomas Eschenbacher aus dem Hammelburger Land in Unterfranken. Er möchte mit Männern seiner großen Gemeinde ins Gespräch kommen und ahnt, dass das mit Bibelstunden eher weniger gelingt. Aber mit Whisky. Und weil der Pfarrer selbst ein guter Whiskykenner ist, lud er am vergangenen Freitag zu „geistlichen Übungen“ (Exerzitien) mit Whiskyverkostung ein. Fünf Whiskysorten sollten probiert werden. Der Pfarrer selbst wollte vor jeder Probe ein biblisches Wort vortragen, über das dann auch zum Gespräch eingeladen wird. Eine der Whiskysorten sollte schweigend probiert werden.

„Ich weiß auch nicht“, sagt Pfarrer Eschenbacher, „was dabei herauskommt und ob das Konzept wirklich passt.“ Bisher hat er auch schon Gottesdienste für Karnevalisten und eine Fußballwallfahrt zum 1. FC Nürnberg gestaltet. Einen ersten Erfolg konnte er aber schon vermelden. Die 30 Plätze für die Whiskyverkostung waren schnell  ausgebucht.

Es ist kein Geheimnis, dass Mission im weitesten Sinne auf den alten Pfaden immer weniger gelingt. Die Zeiten und die Interessen von Menschen ändern sich, vielleicht ändern sie sich heute noch schneller als vor fünfzig oder dreißig Jahren. Unsere Kirche braucht tatsächlich neue Ideen, um Menschen anzusprechen, die vielleicht an kirchlichen Inhalten interessiert sind, aber keinen rechten Zugang mehr finden zu den Formen, in denen die Botschaft oft dargeboten wird. Auch Gottesdienste verändern sich. Es gibt mehr Gottesdienste, die einen Erlebnischarakter haben oder die von unterschiedliche Gruppen mitgestaltet werden.

Tatsächlich ist viel Fantasie gefragt, um Menschen mit der Botschaft von Heil in der unheilen Welt zu erreichen und womöglich zu begeistern.

Ob Whiskyproben dazugehören, ist schwer zu beurteilen. Vielleicht hätte Jesus gelächelt – er war ja kein Kostverächter. Und er trank Alkohol, wie wir wissen. Im Übrigen wird der Whisky bei einer Verkostung nicht getrunken, sondern eher geschmeckt. Und die Begleitung eines biblischen Wortes könnte durchaus dem Nachdenken und so einer Vertiefung des Lebens dienen.

Es geht auch nicht so sehr um die Form, sondern um den Ernst, in dem die Form gestaltet wird. Wenn Pfarrer Eschenbach davon sozusagen durchdrungen ist, ist der Ernst gegeben – und die Freude der Männer vermutlich auch. Dann liegt im Ernst an der Sache auch das nötige Vertrauen zum Heiland der Welt, der uns versprochen hat (Matthäus 18,20): Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen.

(Text F.Müller nach @buhv.de)

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