Die Mitarbeiterin einer Telekommunikationsfirma sitzt auch heute wieder am Schreibtisch im Homeoffice. Trotzdem ist sie immernoch sehr aufgeregt. Was, wenn sie etwas gefragt wird, das sie nicht weiß? Schon geht es los. „TelekommunikationXY Sabine Sowieso, Was kann ich für Sie tun?“ Ein aufgeregter Herr ist am Telefon und stellt vorwurfsvolle Fragen zu seiner Rechnung. Sie beginnt zu schwitzen. „Ich kann ihm nicht weiterhelfen, Oh Gott, ist das peinlich…“ denkt sie. Mühsam bekommt sie heraus: „So ganz habe ich noch nicht verstanden, um was es Ihnen geht. Lesen Sie doch einfach einmal vor, was auf der Rechnung steht.“ Und ab dem Zeitpunkt hört sie nur noch zu. Er liest. Abschnitt für Abschnitt. Kommentiert dazu seine Gedanken. Erklärt sich plötzlich selbst, was er da liest. Als er fertig ist, hat er sich beruhigt. Überschwänglich bedankt er sich bei der undenbetreuerin, sie habe ihm so geholfen. Und legt auf. Die sitzt da und denkt verwirrt: Ich hab doch gar nichts getan, der hat sich ja alles selber beantwortet! Trotzdem ist sie sehr erschöpft. Als mir das erzählt worden ist, hab ich mir gedacht: Die Kundenbetreuerin hat genau das erlebt, was eigentlich Seelsorge ist. Nämlich aktiv zuhören und aushalten. Oft nicht mehr nicht- aber das ist schon sehr viel!
In diesen besonderen Tagen der Corona-Pandemie erlebe ich mich selbst und so viele Menschen um mich herum in einer ähnlichen Lage wie der Anrufer und die Kundenbetreuerin. Wir haben so viele Fragen! Für alle ist die Situation völlig neu, verunsichernd, ja angsteinflößend. Da kann keiner mit schnellen 0815-Lösungen ankommen. Die gute Botschaft ist: Das brauchen wir auch nicht. So schwer das fallen mag: Manchmal sind wir eben auch gezwungen, zu warten, Dinge vertrauensvoll auf sich zukommen zu lassen, das Beste zu hoffen. Und wir können zumindest Eines tun und ausprobieren: Wir können uns gegenseitig zu Seelsorgern werden. Ja, wirklich! Sie brauchen dafür keine Ausbildung. Nur ein bisschen
Mut – und dann: Anrufen – zuhören – aushalten! Bleiben Sie gesund, Ihre Pfarrerin Angela Karg aus Ansbach
(Foto vodafone.de)