89 Menschenbilder – 89 Ebenbilder

„Jeder Mensch ist ein Experte“ stellt ein Buch fest, das gerade erschienen ist.* Der deutsche Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger, fast neunzig Jahre alt, hat es geschrieben. Genauer gesagt: er hat 89 Menschenbilder zusammengetragen: Schräge, skurrile, phantasievolle Menschen und ihr Expertendasein in eigenartigen bis seltsamen Tätigkeiten.

Enzensberger erzählt von einem Spezialisten für Mausefallen, dem Erfinder der doppelten Schachuhr, einem Verschönerer von Kanaldeckeln, einem eigenwilligen Herrenausstatter, einem Nachbilder von Bussen in Miniaturform und vielen anderen, die aus Not oder überbordender Phantasie zu Experten geworden sind. Sie erfinden oder verbessern, sie grübeln jahrzehntelang über Problemen, sie überhöhen ihr eher beschauliches Dasein mit Sperenzchen oder entfliehen ihrer gefühlten Wertlosigkeit mit einem Ereignis, an das die Menschheit denken soll.

Menschenbilder – Bilder von Menschen, die sich berufen fühlen, auf je ihre Weise groß herauszukommen.

„Jeder Mensch ist ein Experte“ – das erinnert an den Satz des deutschen Künstlers Joseph Beuys (1921 – 1986), wonach „jeder Mensch ein Künstler“ sei. Jeder Mensch kann sich entfalten in mancherlei Richtungen – nicht immer in eine gute. Fast jeder Mensch, der sich nicht genügt, will sich auch entfalten, will der Menschheit Gutes tun, will seinem Dasein Sinn geben. Das bringt auf Ideen. Die einen arbeiten an extremen Leistungen fürs Guinness-Buch der Rekorde, andere verfeinern die Gaben, die sie bekommen haben.

Viele Menschen suchen ihr Alleinstellungsmerkmal.

Das ist nicht verwerflich, solange Menschen anderen Menschen damit nicht schaden. Viele möchten aus ihrer Haut fahren, fühlen sich zu Höherem berufen. Es zeigt, dass Menschen ihren Auftrag im Leben ernst nehmen.

Jesus liebte die Schrägen, seien sie nun Zöllner oder Pharisäer oder Sadduzäer gewesen. Er anerkannte ihr Streben. Längst nicht alles hieß er gut; falsche Gedanken und falsches Tun hielt er ihnen vor. Er achtete aber ihr Streben. Zugleich achtete Jesus auch die, die sich – aus welchen Gründen auch immer – aufgegeben hatten oder aufgeben mussten. Wo immer es ging, half er ihnen auf die Beine, buchstäblich oder im übertragenen Sinne. Jesus liebte Menschen. Sie sind Gottes Kinder. Alle. Das ist Grund seiner Achtung. Er achtete nicht alle ihre Taten, er achtete aber ihr Wesen.

Wenn Jesus in das oben genannte Buch geschaut hätte, hätte er sich vermutlich gewundert oder geschmunzelt oder hätte seine Stirn gerunzelt über die Menschenbilder und ihre Kraftakte, hoch hinaus zu kommen. Und immer wusste er, dass alle auf ihre Weise Ebenbilder Gottes sind.

(Foto nordkurier.de Text F.Müller nach @buhv.de)

* Hans Magnus Enzensberger, „Eine Expertenrevue in 89 Nummern“, Suhrkamp Verlag, Berlin 2019 (€ 24,-)

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