Dekan Dr. Matthias Büttner

Gottesdienst 125 Jahre FFW Ansbach-Neuses am 3. Sonntag nach Trinitatis

Gottesdienst 125 Jahre FFW Ansbach-Neuses
am 3. Sonntag n. Trinitatis
16.06.2024
10 Uhr Festhalle

Liebe Festgemeinde!

Es gibt biblische Geschichten, die haben die Welt verändert. Dazu gehört ganz weit oben das Gleichnis vom barmherzigen Samariter. Wir hören aus dem Lukasevangelium im 10. Kapitel: 30 Da antwortete Jesus und sprach: Es war ein Mensch, der ging von Jerusalem hinab nach Jericho und fiel unter die Räuber; die zogen ihn aus und schlugen ihn und machten sich davon und ließen ihn halbtot liegen. 31 Es traf sich aber, dass ein Priester dieselbe Straße hinabzog; und als er ihn sah, ging er vorüber. 32 Desgleichen auch ein Levit: als er zu der Stelle kam und ihn sah, ging er vorüber. 33 Ein Samariter aber, der auf der Reise war, kam dahin; und als er ihn sah, jammerte er ihn; 34 und er ging zu ihm, goß Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie ihm, hob ihn auf sein Tier und brachte ihn in eine Herberge und pflegte ihn. 35 Am nächsten Tag zog er zwei Silbergroschen heraus, gab sie dem Wirt und sprach: Pflege ihn; und wenn du mehr ausgibst, will ich dir’s bezahlen, wenn ich wiederkomme. 36 Wer von diesen dreien, meinst du, ist der Nächste gewesen dem, der unter die Räuber gefallen war? 37 Er sprach: Der die Barmherzigkeit an ihm tat. Da sprach Jesus zu ihm: So geh hin und tu desgleichen!

Da gerät ein Mensch unter die Straßenräuber, wird ausgeraubt, niedergeschlagen und halbtot liegen gelassen. Und Menschen gehen vorüber und kommen offenbar nicht auf die Idee, dem Mann zu helfen. Dazu kommt, dass die, die da desinteressiert vorübergehen, zu den Menschen gehören, die sich durchaus für wichtig halten: ein Priester und ein Levit, ein Hilfspriester. Ausgerechnet zwei geistliche Herren, die das, was zu tun ist, nicht tun.

Doch dann kommt ein Samariter des Weges. Samariter zu sein, war kein Beruf wie der Priester oder der Levit. Die Samariter waren eine Volksgruppe unter den Israeliten, die aufgrund von Meinungsverschiedenheiten in der Vergangenheit ziemlich unbeliebt waren. Man machte einen großen Bogen um sie. Aber ausgerechnet der Verachtete – auch das ist ein wichtiger Punkt in dem Gleichnis Jesu – wird zum Retter des unter die Räuber Gefallenen.

Diese Tat hat die Samariter und vor allem ihren Namen unvergessen gemacht, und zwar bis heute. Im Zuge der Industrialisierung vor rund 200 Jahren nach der Erfindung der Dampfmaschine und dem Entstehen von großen Fabriken, in denen viele Menschen arbeiteten, stieg auch die Zahl von Arbeitsunfällen dramatisch an. Und so kam es zur Gründung des Arbeiter-Samariterbundes, der die medizinische Versorgung von Unfallopfer verbessern sollte.

Mit der Industrialisierung gingen nicht nur medizinische, sondern auch soziale Missstände einher. Hatten die Menschen über Jahrhunderte in den Dörfern und auch Städten in überschaubaren Werkstätten gearbeitet, so entstanden nur große Fabriken für viele Menschen. Und die mussten wo untergebracht werden. Also entstanden größere Wohnsiedlungen mit den damit einhergehenden sozialen Problemen.

Daher gründete der evangelische Pfarrer Johann Hinrich Wichern 1833 in Hamburg das sog. Rauhe Haus, eine fürsorgliche Einrichtung für verwahrloste Jugendliche. Denn in Hamburg waren die meisten Gefängnisinsassen zu dieser Zeit gerade einmal 16 Jahre alt. Und in Nürnberg gab es ebenfalls zu dieser Zeit bei 50.000 Einwohnern 5.000 Straßenkinder.

Womit wir nach Westmittelfranken kommen: Vor gut 150 Jahren kam der Neuendettelsauer Dorfpfarrer Wilhelm Löhe auf die Idee, wie man sich um alte, kranke oder behinderte Menschen in den damaligen Dörfern kümmern könnte. Und es entstand die Diakonissenanstalt Neuendettelsau, heute Diakoneo.

All diese Initiativen gründen letztlich in der Initiative des barmherzigen Samariters. Dabei ist die Initiative des Samariters, so würden wir heute sagen, eine ehrenamtliche. Denn im Unterschied zum Wirt, der sich für die Pflege des Verletzten bezahlen lässt, handelt der Samariter ehrenamtlich. Das lässt den Wirt nicht schlecht dastehen. Es wird aber der Unterschied markiert.

Und damit sind wir bei den Freiwilligen Feuerwehren und heute im Besonderen bei der Freiwilligen Feuerwehr Neuses, die vor 125 Jahren gegründet wurde. Brandschutz gab es schon im Mittelalter. Diese Aufgabe lag bei den Nachtwächtern und Türmern – im Nordturm unserer St. Johannis Kirche gibt es heute noch die Türmerwohnung – aber sie konnten nicht viel mehr tun, als „Feuer“ zu rufen.

Und dann mussten sich die Nachbarn selbst helfen mit einfachen Mitteln. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts setze sich dann ein flächendeckendes Feuerlöschsystem auf freiwilliger Basis durch. Zu den in der Regel eng beieinanderstehenden Fachwerkhäusern kam die zunehmende Verwendung von Petroleum und anderen brennbaren Flüssigkeiten, die das Gefahrenpotential von Großbränden deutlich erhöhte. Die Freiwilligen Feuerwehren waren geboren.

Was wäre aus dem damals unter die Räuber gefallenen Menschen geworden, hätte es den Samariter nicht gegeben, der geholfen hat. Und was wäre wir heute ohne unsere Freiwilligen Feuerwehren. Da in den letzten Jahrzehnten die Zahl der Brände aufgrund effektiver Brandschutzmaßnahmen deutlich zurückgegangen sind, übernehmen die FFW zunehmend Einsätze bei Verkehrsunfällen, Umweltschäden und vielem weiteren mehr.

Und dann nimmt in unserem Gleichnis Jesus doch eine Wertung vor. Jesus fragt seinen Gesprächspartner, dem er dies Gleichnis erzählt: Was meinst du, wer von den dreien, also Unfallopfer, Wirt und Samariter, wer von den dreien ist dem Unfallopfer der nächste gewesen? Antwort: der, der die Barmherzigkeit tat. Mit anderen Worten: der Ehrenamtliche.

Damit wird die Tätigkeit, für die jemand bezahlt wird, nicht abgewertet. Aber das ehrenamtliche Engagement wird aufgewertet. Die Überzeugung hinter dem Gleichnis ist: unser Gemeinwesen würde nicht mehr funktionieren, wenn niemand mehr für Gotteslohn tätig wäre, also etwas tut, ohne dafür Geld zu bekommen. Übersetzt in die Feuerwehrsprache: Gott zur Ehr‘ und dem Nächsten zur Wehr.

Liebe FFW Ansbach-Neuses: herzlichen Glückwunsch zum 125. Geburtstag. Und vielen Dank Ihnen und allen, die Sie unterstützen, für Ihr großartiges ehrenamtlichen Engagement. Möge Gott Ihren Dienst segnen. Und Sie bei Ihren Einsätzen schützen.


DEKAN DR. MATTHIAS BÜTTNER, ANSBACH

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